Die Inseln im Atlantik, die gerade noch so zu Europa gehören sollen, waren nie so richtig auf meinem Radar, da ich sie immer mit Massentourismus und Bettenburgen verband und sowieso nicht verstand warum ich für ein bisschen Sonne so weit fliegen sollte. Aber Gerd wusste es besser und fand ein recht günstiges Angebot was mich finanziell und sonnenhungrig überzeugte. So starteten wir nach einem Wochenende beim Kosmonautfestival als komplettes meilenschubsr-Team unseren Sommerurlaub vom Leipziger Flughafen in Richtung Gran Canaria.
Nach einem windigen Landeanflug erreichten wir die Hauptstadt von Gran Canaria – Las Palmas. Nachdem wir nach etwas Kommunikationsaufwand in unserem Mietauto saßen fand Gerd schnell den Weg raus aus der Stadt, auf die einzige große Straße der Insel und fuhr uns in weniger als einer Stunde ans andere Ende der Insel nach Playa del Cura. Wie wir später feststellten hatten wir mit der Hotelwahl in dieser Bucht ganz viel Glück. Wir fanden recht schnell unsere Unterkunft – ein wunderhübsches Zimmer mit Blick aufs Meer im Riviera Vista – und erholten uns am Abend mit Cider und Knabbereien am dunkelsandigen Strand.
Das Frühstück wurde von mir teilweise recht ausgiebig zelebriert – das Angebot war einfach zu gut. Aber natürlich wollten wir auch was von der Insel sehen und so ging es schon am ersten Tag auf eine Rundreise der außergewöhnlichen Art. Eigentlich war eine kleine Erkundungsfahrt geplant – doch schon auf dem ersten Abschnitt des Tagesausflugs wechselten wir zwischen Meerblick – Bergblick- Naturblick – krasser Straßenblick – Meerblick. Die Bilder sprechen für sich:
Nachdem wir am Nachmittag unser Tagesziel trotz kurvenreicher Straßen und Mittagspause in einer einsamen Bucht schon erreicht hatten, packte Gerd der Ehrgeiz. Nochmal den selben Weg zurück zum Hotel wollten „wir“ natürlich nicht und so sollte es quer über die Insel zurück in den Süden gehen. Der Weg dahin führte uns über den höchsten Berg der Insel – den „Pico de las Nieves“.
Tierliebe wurde ganz groß geschrieben.
Direkt hinter einer Kurve. Mindenstens drei Minuten lang. ¯\_(ツ)_/¯
Der Hunger erinnerte uns daran langsam Abschied von dem tollen Blick vom Berg über die Insel aufs Meer bis nach Teneriffa zu nehmen. Und so fuhren wir in der Dämmerung weiter Richtung Hotel. Der Heimweg gestaltete sich spannend. Die Gebirgsstraßen sind sehr eng und kurvenreich. An vielen Stellen ragen die Felsen in die Straße hinein oder es passen nicht zwei Autos nebeneinander. Gerd meisterte den Weg grandios und wir belohnten uns für diesen tollen kleinen Roadtrip am Abend mit einer Fahrstuhlfahrt an den Strand. Dekadent können wir.
Ich war davon überzeugt schon nach dem ersten Tag alles von Gran Canaria gesehen zu haben – für den Rest der Woche war ich auf Strand und Sonnenbaden eingestellt. Aber damit lag ich natürlich falsch. Auch in den folgenden Tagen führte uns das Auto über diesen kleinen Minikontinenten. Vom Meer, über Berge, zur Wüste – über Teror nach Las Vegas.
Jaha. Wir waren in Las Vegas. Wieder einmal 🙂
Auf der Karte entdeckten wir viele andere bekannte Städtenamen und machten uns auf um die Namenspaten zu besuchen. Und so führte uns der Weg vom sonnigen Strand ins wolkige Gebirge was für immer wieder neue Eindrücke sorgte.
Mit dem Besuch der berühmten Dünen von Maspalomas und den anliegenden Ferienorten wurde mir langsam klar wieviel Glück wir mit unserer Hotelwahl hatten. Hier erlebten wir meine Vorurteile und konnten den Menschen beim Massensonnen zuschauen. Auch wenn ich beim nächsten Besuch feuerfeste Schuhe oder ein Hoverboard einpacken werde, blieb der Besuch der Dünen ein Highlight. Außerdem weiß ich dann auch um die Bedeutung der „geheimen“ Nachrichten, welche in den Dünen verteilt werden. FKK und freie Liebe sind keine Konzepte der Vergangenheit – in den Dünen werden sie gelebt.
Fürs Herz, für die Figur, für die Seele – wie auch immer – wir haben uns auch gegönnt. Trotz kurzer Urlaubsdauer haben wir uns Zeit genommen. Wir haben uns nicht stressen lassen. Uns hat die Hauptstadt nicht gefallen – also sind wir wieder gefahren. Ich wollte einen Sonnenuntergang sehen – also wurde ich zum Sonnenuntergang chauffiert. Wir hatten keine Lust auf andere Menschen – also gabs Sandwich auf dem Balkon.
Nicht jede Entscheidung muss hinterfragt, nicht jeder Plan muss zum Problem gemacht werden. Erkenntnisse eines Pauschalurlaubs.
27. Juni 2016